Einsiedelei in Greccio
In Betlehem und in Greccio, Italien darf täglich eine hl. Messe mit den Messtexten von Weihnachten gefeiert werden.
Der hl. Franziskus von Assisi hat das Weihnachtsfest in einer Zeit, wo dieses Fest mehr und mehr an Bedeutung verlor, durch seine innere Haltung neu belebt und entscheidend geprägt. - Es war wie "eine neue Geburt" des Weihnachtsfestes auf geistige Art und Weise. "Aus Greccio wird gleichsam ein neues Betlehem." (1 Cel 85,5)
In der Nacht vom 24. Dezember auf den 25. Dezember 1223 feierte Franziskus in Greccio die Geburt des kleinen Jesus, unseres Herrn Jesus Christus.
"Jemanden haben, den man lieben kann und für den man sorgen kann, dieser Gedanke erfüllte an Weihnachten in Greccio Franziskus Herz. Es traf ihn, dass Gott als Baby auf die Welt gekommen war und wir jemanden hatten für den wir nun sorgen konnten. Weihnachten war ihm das liebste Fest. Denn bei einem Kind dürfen wir völlig wir selbst sein...
In der hl. Eucharistie und in der Geburt Jesu werden wir erwachsen, denn Gott begibt sich selbst in unsere Obhut. Wenn wir uns dessen bewusst sind, überwinden wir unser Selbst, denn nun sind wir für Gott verantwortlich." (Der Traum des Franziskus, Murray Bodo, Franziskaner, edition Coelde)
Die Fotos können vergrößert werden.
Durch diese anschauliche Feier entstanden im Laufe der Jahre Krippenfiguren, die in den Kirchen und Häusern aufgestellt wurden. In vielen Ortschaften rund um Assisi spielen die Erwachsene das Geschehen der Heiligen Nacht bis heute nach.
Die Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest 1223
Thomas von Celano berichtet: In jener Gegend lebte ein Mann mit Namen Johannes, von gutem Ruf, aber noch besseren Lebenswandel. Ihm war der selige Franziskus in besonderer Liebe zugetan.
Diesen ließ nun der selige Franziskus, wie er oft zu tun pflegte, zu sich rufen, etwa vierzehn Tage vor der Geburt des Herrn, und sprach zu ihm: "Wenn du wünschest, dass wir bei Greccio das bevorstehende Fest des Herrn feiern, so gehe eilends hin und richte sorgfältig, was ich dir sage. Ich möchte nämlich das Gedächtnis an jenes Kind begehen, das in Betlehem geboren wurde, und ich möchte die bittere Not, die es schon als kleines Kind zu leiden hatte, wie es in eine Krippe gelegt, an der Ochs und Esel standen, und wie es auf Heu gebettet wurde, so greifbar als möglich mit leiblichen Augen schauen." - Als der gute und treuergebene Mann das hörte, lief er eilends hin und rüstete an dem genannten Ort alles zu, was der Heilige angeordnet hatte.
(Bild: hl. Diakon Franziskus feiert seine 1. Krippenfeier 1223 von Piero Casentini) |
Die Heilige Nacht 1223
Aus mehreren Niederlassungen wurden die Brüder gerufen. Männer und Frauen jener Gegend bereiteten, so gut sie konnten, freudigen Herzens Kerzen und Fackeln, um damit jene Nacht zu erleuchten, die mit funkelndem Sterne alle Tage und Jahre erhellt hat. Endlich kam der Heilige Gottes, fand alles vorbereitet, sah es und freute sich. Nun wird eine Krippe zurechtgemacht, Heu herbeigebracht, Ochs und Esel herzugeführt.
Die Leute eilen herbei.
Da legt Franziskus die Levitengewänder an - er war Diakon - und singt mit wohlklingender Stimme das heilige Evangelium. Dann predigt er dem umstehenden Volk von der Geburt des armen Königs.
Das Geheimnis der Menschwerdung Gottes erfüllt alle mit Freude.
Über die Krippe wird ein Hochamt gefeiert, und ungeahnte Tröstung darf der Priester verspüren.
Es vervielfachten sich dort die Gaben des Allmächtigen, und ein frommer Mann hatte ein wunderbares Gesicht. Es sah nämlich in der Krippe ein lebloses Knäblein liegen; zu diesem sah er den hl. Franziskus herzutreten und das Kind wie aus tiefem Schlaf erwecken. Gar nicht unzutreffend ist dieses Gesicht; denn der Jesusknabe war in vieler Herzen vergessen. Da wurde er in ihnen mit seiner Gnade durch seinen heiligen Diener Franziskus wieder erweckt und zu eifrigem Gedenken eingeprägt. Endlich beschließt man die nächtliche Feier, und ein jeder kehrt in seliger Freude nach Hause zurück.
Das Heu, das in der Krippe gelegen, bewahrte man auf, damit der Herr, der sein heiliges Erbarmen gar mannigfach erzeigt, Pferde und andere Tiere dadurch heile. Und so geschah es in der Tat, dass in der umliegenden Gegen viele Tiere, die verschiedene Krankheiten hatten, von diesen befreit wurden, wenn sie von dem Heu fraßen. Ja, auch Frauen, die unter schweren und lange dauernden Geburtswehen zu leiden hatten, ließen sich von dem Heu auflegen und konnten dann glücklich gebären. Auch erlangten eben dort herbeiströmende Pilger beiderlei Geschlechtes die ersehnte Heilung von verschiedenen Unglücksfällen. (Thomas von Celano, Vita I, 1 Celano 84 ff)
Ein Video von 5 Min dazu finden Sie hier.
Nach der Melodie: Großer Gott wir loben dich von + Koni Engler, Schweiz
Kleiner Gott, wir lieben dich.
Kind, uns rührt das Schwache, Zarte.
Wieder zeigt an Weihnacht sich:
Weiches bricht das Starke, Harte.
Klein fängst du auf Erden an,
dass der Mensch dich lieben kann.
Gott zeigt sich als Menschenkind,
denn wir fürchten seine Größe.
Weil wir eingeschüchtert sind,
zeigt sich Gott in seiner Blöße.
Und er zittert und er friert,
dass der Mensch die Angst verliert.
Kleiner Gott, dich lieben wir.
Klein ist noch dein Reich auf Erden.
Schwache Menschen dienen dir,
und dein Reich wird grösser werden.
Friede sei in diesem Haus
Und dring in die Welt hinaus.
(Mit freundlicher Genehmigung von Pfarrer Ueli Greminger, Schweiz)
Literaturnachweis:
(Cel: Thomas von Celano, Erste Lebensbeschreibung von Franziskus aus: Franziskus-Quellen, hg. von D. Berg – L. Lehmann, Kevelaer 2009, © Edition Coelde Butzon & Bercker)