Deutsches Provinzialat der Thuiner Franziskanerinnen

Hl. Franziskus von Assisi

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           (Foto: G. Ruf / www.assisi.de)
 


Kindheit und Jugend
Franziskus, 1181 oder 1182 als Sohn reicher Kaufleute geboren, wurde auf den Namen Giovanni (Johannes) getauft. Sein Vater Pietro Bernadone war in Frankreich, als er geboren wurde. Da sein Vater als Tuchgroßhändler enge Handelskontakte zu Frankreich unterhielt und auch sonst die französische Kultur und Lebensart liebte, nannte er seinen Sohn nicht Giovanni, sondern "Francesco". - Franziskus sollte zunächst in die Fußstapfen seines Vaters treten und das elterliche Unternehmen übernehmen. So besuchte er die Kathedraleschule zu Assisi, lernte Französisch und Latein und war ansonsten ein ganz normaler junger Mann. Er genoss das Leben eines privilegierten Sohnes aus reichem Hause, trieb sich mit Gleichgesinnten in den Gassen von Assisi herum und träumte davon, Ritter zu werden. Mit Sicherheit hört die etwas elf Jahre jüngere Klara von den Eskapaden des jungen Bernadone, dem Anführer, dem König der Jugend Assisis.

Lebenskrise
Doch der Plan, Ritter zu werden, scheiterte kläglich. Assisi war eine Stadt voller sozialer Gegensätze. 1198 lehnten sich die Bürger Assisis auf; der Adel, darunter auch die Familie Claras, floh ins Exil nach Perugia. Ab 1202 tobte ein langjähriger Krieg zwischen Assisi und Perugia. Zusammen mit den übrigen jungen Männern seiner Heimatstadt war

auch Franziskus mit ca. 23 Jahren 1204 in den Krieg gegen die Nachbarstadt Perugia gezogen. Statt zu dem erhofften Ruhm und der ersehnten Ehre zu gelangen, geriet er jedoch in Gefangenschaft und wurde krank. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Assisi wusste Franziskus nicht mehr, was er mit seinem Leben anfangen sollte. Er steckte in einer Lebenskrise. So vernachlässigte er immer mehr seine Aufgaben im elterlichen Geschäft.

Franziskus beeindruckte, dass Gott “herunterkommt” in diese Welt und in Jesus Christus Mensch wird. Diesen “Abstieg” wollte Franziskus nachvollziehen und Jesus in seiner Demut und Armut nachfolgen. Das führte ihn notwendigerweise zu den Armen, Ausgegrenzten und Kranken.

Einige Male verschenkte er teure Stoffe an Arme und Bedürftige. Dies forderte den Zorn seines Vaters heraus. 1206 kam es schließlich zum endgültigen Bruch: Vor den Augen des Bischofs und des Volkes von Assisi zog er seine Kleider aus und gab sie dem Vater zurück.

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   (Foto: privat)

In der kleinen Kapelle Portiunkula - ein großer Gnadenort - beginnt die Geschichte des Ordens.

Das neue Leben
Nun begann für den Sohn des reichen Kaufmanns ein neues Leben: Er kleidete sich mit einem einfachen Büßergewand aus brauner Wolle und zog sich in einsame Höhlen und abgelegene, zerfallene Kapellen zurück. Eines Tages hörte er die Stimme Jesu, als er vor einem Kreuz betete: "Franziskus, geh hin und stelle mein Haus wieder her!" Daraufhin begann Franz, verfallene Kapellen zu renovieren, da er die Aufforderung zunächst wörtlich verstand.


1209 wurde in der kleinen Kapelle von Portiunkula das Evangelium von der Aussendung der Jünger gelesen; dem zufällig anwesenden Franziskus gab dies den Anstoß, unter die Leute zu gehen und zu predigen. Bald scharten sich die ersten Gefährten um ihn. Die "minderen Brüder", wie sie sich nun nannten, zogen als Wanderprediger umher und arbeiteten bei den Leuten. Sie waren arm und fröhlich. Sie verkündeten den Frieden und die Frohe Botschaft Gottes - mehr durch ihr Leben als durch ihre Worte.

Klara von Assisi
1210 hörte Klara die Predigten von Franziskus, zwei Jahre später schloss sie sich als erste Frau der Gruppe an. Zu ihrer Zeit gab es für Frauen nur eine Alternative zur Heirat, nämlich das Kloster. War die Frau von edler Herkunft, so heiratete sie "edel", und wenn sie ins Kloster ging, lebte sie auch dort "edel". Klara war von edler Herkunft, ihre Eltern gehörten zum Adel Assisis. Doch sie wollte wie Franziskus dem armen Jesus nachfolgen.


Als sie in der Nacht des Palmsonntags 1212 heimlich ihr Elternhaus verließ, um zu den Brüdern nach Portiunkula zu gehen, hatte sie einen Schritt getan, dessen Folgen sie sicher nicht in allen Konsequenzen vorausgesehen hatte.

Klara hatte sich wie Franziskus für das Evangelium entschieden und für die Art und Weise der Nachfolge, wie sie es bei Franziskus und seinen Brüdern sah. Franziskus schnitt ihr feierlich die Haare ab, bekleidete sie mit dem groben Bußgewand, sie legte ihm die Gelübde von Armut, Keuschheit und Gehorsam ab. Es gelang ihr, den ihr nachstellenden Familienangehörigen die Unwiderruflichkeit ihrer Entscheidung klarzumachen, indem sie ihnen ihr geschorenes Haupt zeigte.

Ordensgründung der Klarissen
Franziskus gründete für Klara, ihre Schwester und weitere Gefährtinnen den "Zweiten Orden der Armen Frauen" als Zweig des ersten Ordens, seiner Bruderschaft. Die Benediktiner von S. Angelo überließen den Frauen das Kirchlein San Damiano vor den Toren Assisis, wo Klara als Äbtissin der sich rasch vermehrenden klösterlichen Gemeinschaft vorstand. Ihre Schwestern Agnes und Beatrice sowie ihre Mutter folgten ihr schließlich dorthin.


Die schon als Kind kränkliche Klara war ab 1224 ganz ans Bett gefesselt, von hier aus leitete sie ihren sich in mehreren Klöstern ausbreitenden Orden. Da sie ihr Erbe den Armen vermacht hatte, war sie auch arm geworden. Sie war ganz bewusst aus ihrem bisherigen sozialen Gefüge herausgetreten und musste fast vierzig Jahre darum kämpfen, nicht wieder "eingefangen" zu werden. Als erste Frau hatte sie eine Ordensregel verfasst und sich standhaft gegen die "Rezepte" anderer gewehrt.

Sie war kein Anhängsel an Franziskus, sondern eigenständig und eigenwillig. Ganz deutlich wird dieser Zug bei ihrem "Armutsstreit" mit der kirchlichen Autorität. Erst zwei Tage vor ihrem Tod konnte sie das päpstliche Dokument in Händen halten, das ihr bescheinigte, dass niemand sie oder die Schwestern ihrer Gemeinschaft jemals zwingen könne, von der von ihnen freiwillig gewählten Armut abzulassen. Ihr einziges Privileg, das sie jemals schriftlich verbürgt haben wollte, war, kein Privileg haben zu müssen. Franziskus blieb stets in Kontakt mit dieser unbeugsamen Frau und bat sie oft um Rat.

Die Gemeinschaft der Minderbrüder wächst
Im Laufe weniger Jahre wuchs die Gemeinschaft des Franziskus aus einer kleinen Gruppe von zwölf Freunden zu einer weit verbreiteten Gemeinschaft. An Pfingsten 1217 trafen sich die Brüder in Assisi und beschlossen, auch in Frankreich, Spanien und Deutschland kleine Niederlassungen zu gründen. Franziskus selbst ging 1219, mitten in der Zeit der Kreuzzüge, zu den Sarazenen (Muslimen). Ursprünglich wollte er sie zum Christentum bekehren. Entgegen den Befürchtungen seiner Mitreisenden gelangte Franziskus unbeschadet zum Sultan. Sie begegneten einander in Respekt und Achtung in der Auffassung des anderen. So bemühte sich Franziskus um eine friedliche Lösung des Konfliktes zwischen den verfeindeten Religionen.

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        (Foto:G. Ruf / www.assisi.de)
Fonte Colombo - Hier in dieser Felsspalte schrieb er die Regel für den Orden

Am 29. November 1223 bestätigte Papst Honorius III. endgültig die Lebensregel der Minderbrüder, die Franziskus drei Mal verfassen musste zusammen mit einigen Vertrauten in einer Einsiedelei. Er selber wollte keine Regel; das Evangelium sollte genügen.
Sein erster Entwurf für die Regel war den Brüdern zu streng.
Sein zweiter Entwurf für die Regel ging angeblich verloren.
Sein dritter Entwurf wurde als Regel schließlich gebilligt.

Franziskus bleibt sich und seiner Berufung treu
Trotz vieler innerer und äußerer Leiden, trotz Krankheit und Erschöpfung, blieb Franziskus der "Bruder Immerfroh". Von Schmerzen gepeinigt und den nahen Tod vor Augen, dichtete er bei Klara in San Damiano (oder in der Einsiedelei La Foresta) den Sonnengesang, eine Einladung an die Schöpfung zum Lobpreis Gottes.


Das Leben des "Poverello", des Armen von Assisi, stand ganz in der Nachfolge des Gekreuzigten, dem er zeitlebens nacheiferte. So sehr glich er schliesslich seinem leidenden Herrn, dass er zwei Jahre vor seinem Tod die Wundmale Jesu Christi empfing.

1226, am Abend des 3. Oktober, starb Franziskus in der Portiunkula, der Geburtsstätte seiner Bruderschaft. Bereits knapp zwei Jahre nach seinem Tod wurde Franziskus heilig gesprochen. Bald brachte man seinen Leichnam in die prächtige Doppelbasilika "San Francesco", die man zu seiner Ehre am westlichen Stadtrand von Assisi errichtet hatte.

Klara starb 1253. Mehr als 150 Klöster - darunter einige im heutigen Osteuropa - hatten sich ihr zum Zeitpunkt ihres Todes angeschlossen. Zwei Jahre nach ihrem Tode wurde auch Klara heilig gesprochen.

Bis heute erfreuen sich Franziskus und Klara über die Grenzen der Konfessionen hinaus, ja sogar über die Schranken der Religionen hinweg, einer großen Beliebtheit. Franziskus gilt als Schutzpatron Italiens. Von Papst Johannes Paul II. wurde er zum Patron des Umweltschutzes ernannt, und spätestens seit dem großen Friedensgebet mit Vertretern aller Weltreligionen 1986 in Assisi kann er auch als der "Heilige des Friedens" gelten.

Nachtrag

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Tau Zeichen
des hl. Franziskus
in der Michaelska-
pelle in Fonte
Colombe.

Ein wichtiges Zeichen war für Franziskus das Tau. Das "Tau" ist ein Buchstabe im griechischen bzw. der letzte Buchstabe im hebräischen Alphabet. Es hat in der Bibel eine besondere Bedeutung.

Auch Franziskus verwendete dieses Zeichen oft. Er zeichnete es auf Häuser, Wände und Bäume. Mit diesem Zeichen segnete er Menschen und unterschrieb er seine Briefe. So finden wir es auch unter einem Segensspruch, den er für Bruder Leo aufschrieb, als dieser in Not und Angst war. Es bedeutete für Bruder Leo Kraft und Trost, dass er diesen Segen des heiligen Franziskus ständig bei sich tragen konnte.

Für Franziskus war das Tau das Zeichen der Erwählung, wie es beim Propheten Ezechiel im 9. Kapitel steht. Bevor das Strafgericht über die Stadt Jerusalem hereinbricht, lässt der Herr die Gerechten mit einem Tau auf der Stirn bezeichnen. Sie sollen von den Mächten der Zerstörung bewahrt bleiben. Ähnlich werden am Ende der Zeiten alle, die zu Christus gehören, mit dem Siegel gekennzeichnet und befreit (Offb 7,3).

Das Tau ist daher ein Symbol für die Franziskanische Familie: ein Vermächtnis des heiligen Vater Franziskus, ein Zeichen des Segens und des Friedens. Es erinnert uns auch an das Kreuz, das Zeichen unserer Erlösung.

Unser Franziskanisches Wappen
st emblem grossDas Wappen unserer Kongregation zeigt den rechten Arm von Jesus Christus und den linken Arm des hl. Franziskus. Beide sind von den Wundmalen der Nägel gezeichnet. Über den beiden Armen ragt ein Kreuz. Jesus lässt sich aus Liebe zu den Menschen ans Kreuz schlagen. Durch diese Liebe erlöst er die Welt. Franziskus will mit Jesus lieben und leiden und erhält 1224 auf wunderbare Weise die Wundmale Jesu eingeprägt. Franziskus ist mit den Wundmalen „ein zweiter Christus“ geworden.

Pax et Bonum ist ein franziskanischer Gruß und bedeutet: Frieden und Heil. Diesem Wunsch wollen wir uns anschließen und jedem Interessierten wünschen, der unsere Internetseite besucht.

Literaturnachweis:

Francesco - Der Mann des Jahrtausends: Die historische Gestalt des Franz von Assisi von Markus Hofer Verlag: Tyrolia Verlaganstalt; Auflage: 1. Aufl. (2000)

Cel: Thomas von Celano, Erste Lebensbeschreibung von Franziskus aus: Franziskus-Quellen, hg. von D. Berg – L. Lehmann, Kevelaer 2009, © Edition Coelde Butzon & Bercker

Herausgeber

Das Provinzialat St. Franziskus der Thuiner
Franziskanerinnen vom hl. Martyrer Georg
Kellinghausen 1
49584 Schwagstorf

Kontakt

Telefon: 05901-3090
Fax: 05901-309104
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