Deutsches Provinzialat der Thuiner Franziskanerinnen

Der große Gnadenort: Portiunkula

Die kleine Kirche "Unserer Lieben Frau von den Engeln" unweit von Assisi, Portiunkula genannt, wurde von den Benediktinern der Abtei Monte-Subazio dem hl. Franziskus von Assisi geschenkt.

GR00560A     K1024 PV031011
(Foto: G. Ruf / www.assisi.de)
Basilika Santa Maria degli Angeli
In ihr findet man die kl. Portiuncula Kapelle
    (Foto: G. Ruf / www.assisi.de)
Portiuncula Kapelle
von außen
 
K800 PV031070
(Foto: G. Ruf / www.assisi.de)
Portiuncula Kapelle von außen:
Piero Cantanis Grabstein ist hier in der Außenwand eingemauert.
 

Der Heilige hatte dieses zerfallene und verlassene Heiligtum wieder herstellen lassen. "Diesen Ort gewann der Heilige vor allen anderen lieb, ihn befahl er den Brüdern in besonderer Ehrfrucht zu halten, ihn wollte er gleichsam als Spiegel des Ordens in Demut und höchster Armut stets behütet wissen. Das Eigentumsrecht darüber liess er anderen, für sich und die Seinen erhielt er nur die Benützung!"(2 Cel 18)

Weiter heißt es: "Er wusste zwar, dass an jedem Orte der Erde das Himmelreich aufgerichtet ist, und er glaubte, dass allerwärts den Auserwählten Gottes die göttliche Gnade zu teil werde. Aber er hatte doch erfahren, dass der Ort der Kirche S. Maria von Portiunkula mit reicherer Gnade erfüllt und durch den Besuch himmlischer Geister (Engel) häufiger ausgezeichnet worden ist. Er sagte daher oft zu den Brüdern: Seht zu meine Söhne, dass ihr diesen Ort niemals verlasst. Wenn ihr auf der einen Seite hinausgetrieben werdet, geht auf der ander wieder hinein. Denn dieser Ort ist wahrhaft heilig und eine Wohnstätte Gottes. Hier hat uns der Allerhöchste  vermehrt, als wir noch wenige waren; hier hat er mit dem Lichte seiner Weisheit die Herzen seiner Armen erleuchtet, hier hat er mit dem Feuer seiner Liebe uns entzündet. Hier erhält jeder der demütigen Herzens bittet, was er begehrt und wer hier fehlt wird schwerer gestraft. Deshalb, meine Söhne, haltet aller Ehre würdig den Ort der Wohnung Gottes und preist hier Gott aus eurem ganzen Herzen mit Jubel und Lobgesang!" (1 Cel 106)

 


(Foto privat: Innenraum der Portiunkula
)

Der Portiunkula-Ablaß
Petrus Zalfani und Bischof Theobald Offreducci von Assisi, die alle Urkunden zusammenfaßten, berichten: Franziskus brachte die ganze Nacht im Gebete zu, als ihm vom Herrn geoffenbart wurde, daß er sich nach Perugia zum Papst begeben solle, um für die von ihm wieder hergestellte Portiunkulakirche einen Ablaß zu erflehen. Begleitet von Bruder Masseo von Marignano begab er sich noch am gleichen Morgen nach Perugia zu Papst Honorius III. und trug ihm sein Anliegen mit folgenden Worten vor:

„Heiliger Vater, vor einiger Zeit habe ich für Euch eine zu Ehren der Jungfrau und Mutter Christi erbaute Kirche wieder hergestellt. Ich bitte nun Eure Heiligkeit, dass Ihr dort einen Ablaß gewähret, ohne Opfergaben." „Das kann wohl nicht geschehen", erwiderte der Papst, „denn wer einen Ablaß verlangt, muß denselben auch durch Wohltun verdienen. Sage aber, wieviel Jahre verlangst du und was für einen Ablaß soll ich dir gewähren?"

Worauf Franziskus antwortete: „Eure Heiligkeit möge mir nicht Jahre geben, sondern Seelen." „Was willst du, Seelen?" fragte der Papst.

„Heiliger Vater" war die Antwort, „wenn es Euch gefällt, so will ich, daß alle, die in die Kirche kommen, gebeichtet haben, reumütig sind und wie es sich gebühret, vom Priester absolviert wurden, im Himmel und auf Erden befreit werden von Strafe und Schuld, und zwar vom Augenblick der Taufe an, bis auf den Tag und die Stunde, in welcher sie die Kirche betreten."

„Das ist viel", sprach der Papst, „Bruder Franziskus, es ist nicht der Brauch oder Praxis der römischen Kurie, solche Ablässe zu erteilen." „Herr",erwiderte Franziskus, „was ich da erflehe, erflehe ich nicht aus mir selbst, sondern im Namen dessen, der mich gesandt hat, im Namen Jesu Christi."

„Es gefällt uns so", sprach nun der Papst, „du sollst es haben." Die anwesenden Kardinale waren mit der Ablaßgewährung nicht einverstanden. Sie machten dem Papst Vorhaltungen, daß er dadurch die dem Heiligen Lande und der Kirche der Apostelfürsten Petrus und Paulus in Rom gewährten Ablässe schädige. Der Papst anwortete: „Wir haben ihn gewährt. Es schickt sich nicht, rückgängig zu machen, was geschehen ist; wir sollen aber den Ablaß beschränken, daß er sich nur auf einen einzigen Tag ausdehne." Franziskus neigte also auf die Entscheidung des Papstes hin sein Haupt und entfernte sich. Der Papst rief ihn zurück und sprach zu ihm: „Einfältiger Mensch, wohin willst du gehen? Welche Sicherheit hast du für diesen Ablaß?" Worauf Franziskus: „Wenn das Werk von Gott ist, wird er sein Werk bekanntmachen. Ich will darum keine Urkunde. Die selige Jungfrau sei das Papier, Christus, der Vater und die Engel seien Zeugen."

Neu, geradezu revolutionär am Portiunkula-Ablaß war, daß zum ersten Mal in der Geschichte für ein solches geistliches Gut nicht Geld in Form einer Spende gezahlt werden mußte. Wer heute den Portiunkula-Ablaß gewinnen will (täglich), muß dieses Kapellchen besuchen, vor oder nach diesem Besuch seine Sünden beichten, die hl. Kommunion empfangen und in den Anliegen des Papstes (Glaubensbekenntnis, Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) zu beten.

Literaturnachweis:

(Cel: Thomas von Celano, Erste Lebensbeschreibung von Franziskus aus: Franziskus-Quellen, hg. von D. Berg – L. Lehmann, Kevelaer 2009, © Edition Coelde Butzon & Bercker)

 

 

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Das Provinzialat St. Franziskus der Thuiner
Franziskanerinnen vom hl. Martyrer Georg
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